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Ein Tsunami der Hilfsbereitschaft
In der St. Martini-Grundschule in Veert durften die Kinder am Freitag verkleidet zur Schule kommen. Aber gleichzeitig wurde auch mit ihnen darüber gesprochen, was gerade in der Welt passiert. Und was sie mit Sicherheit unterschwellig schon alle mitbekommen haben: Es ist Krieg in Europa. Und die Erwachsene sind besorgt und erschüttert.
Ein Grundschüler erzählte, dass sein Onkel, seine Tante und seine beiden Cousins zu ihnen gekommen seien. Sie wohnen in Polen in der Nähe der ukrainischen Grenze. Der Onkel wollte seine Kinder in Sicherheit bringen, er selbst fährt aber zurück, um zu helfen.
So wurde die Idee geboren, dass er mit seinem Auto und Anhänger nicht leer nach Polen zurück sollte, sondern doch Kleidung, Decken, Lebensmittel und Hygieneartikel mitnehmen könnte für ein Flüchtlingslager, das für ukrainische Flüchtlinge in Polen aufgebaut wurde.
Ein Schreiben war schnell aufgesetzt, dass an alle Eltern schulintern geschickt wurde mit der Bitte um diese Sachspenden. Ein Bulli sollte gefüllt werden.
Doch der schulinterne Aufruf verbreitete sich rasend schnell über die Sozialen Medien. Genauso schnell wurde klar, dass das nicht mehr zu stoppen war. Lagerplatz wurde gesucht, Anhänger wurden bereitgestellt, viele helfende Hände aus der Elternschaft gebraucht. Und dann kam der Dienstag, an dem zwischen 10 und 16 Uhr die Sachen an der Schule abgegeben werden konnten: ein Tsunami rollte auf die Schule zu!
Aus dem ganzen Stadtgebiet, aus allen umliegenden Städten, aus den Niederlanden, aus Rees, Emmerich, Moers, Rheinberg – von überall her kamen die Menschen und brachten teils nagelneue Schlafsäcke, Decken, Schuhe, Winterkleidung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Hygieneartikel, Babywindeln, haltbare Lebensmittel, Koffer, Taschen …
Während die einen die Sachen in Empfang nahmen, sortierten, in Kartons packten und – teils auf polnisch – beschrifteten, regelten die anderen den Verkehr, der sich auf der gesamten Schulstraße staute. Wieder andere kümmerten sich um die Kinder der helfenden Eltern oder packten die Anhänger voll, damit die ganzen Sachen für einige Tage gelagert werden konnten. Eine Firma hatte eine Halle im Gewerbegebiet zur Verfügung gestellt, eine andere Familie in Veert ein leerstehendes Treibhaus. Der Strom der Spenden nahm nicht ab, aber auch die helfenden Hände nicht. Eltern, ehemalige Schüler:innen, Pfadfinder:innen, Messdiener:innen, Veerter Mitbürger:innen– alle einte der Wunsch, die eigene Hilflosigkeit und Angst in Aktion umzusetzen und tatkräftig anzupacken. Am Donnerstag sollen nun mehrere LKWs statt eines Bullis Richtung ukrainischer Grenze aufbrechen. Das ist gelebte Nächstenliebe.
Danke an die ganze Schulgemeinschaft der St. Martini-Grundschule!