Auch wenn die Liturgie der Kirche keinen Karneval kennt, wie Zelebrant Pfarrer Heiner Dresen zu Beginn betonte, tut es doch gut, einen Gottesdienst in dieser „fünften Jahreszeit“ karnevalistisch und humoristisch zu begehen.
Thomas Klumb, ehemaliger Ordinariatsrat beim Bischof von Mainz und der Meenzer Fasenacht entsprungen, inzwischen in Veert ansässig, hielt eine besondere Predigt, die humorvoll und doch auch ernst und kirchenpolitisch geprägt war. Sein Thema: „Der Stuhl und das Sitzen in seiner ganzen Bandbreite“. Bekannt für seine Wortakrobatik streifte Thomas Klumb den Alltag des Menschen mit seiner überwiegend sitzenden Tätigkeit. „Der moderne Mensch sitzt sein Leben ab quasi wie eine Gefängnisstrafe“. Er verglich auch schon den Beginn des Lebens mit der Geburt als „ein Kind in die Welt setzen“ mit dem Ende auf dem Weg in die Ewigkeit als „den Verstorbenen beisetzen“. Auch in der Bibel wird die Sitzthematik vertieft, heißt es doch über den Gottessohn: „Er sitzet zur Rechten Gottes, des Vaters“.
Er hielt den Gottesdienstbesuchern vor Augen, dass der Mensch in seiner evolutionären Entwicklung den aufrechten Gang erlernt und als „homo erectus“ eine aufrichtige, selbstbewusste Haltung eingenommen habe, die er heute durch die Sesshaftigkeit und die damit verbundene überwiegende sitzende Tätigkeit mehr und mehr einbüßt, bis er vielleicht in tausend Jahren, seiner nicht mehr benötigten Gliedmaßen beraubt, zu einem reinen „Fleischklotz“ (100% Sitzfleisch) verkümmert ist.
Insbesondere in der katholischen Kirche besitzt der Stuhl eine besondere Bedeutung, „ist er doch in den Stand der Heiligkeit erhoben“. Auf dem „Heiligen Stuhl“ sitzt das Oberhaupt unserer Kirche und wacht über seine Gläubigen. Kathedralen, Bischofskirche genannt, haben eine „Kathedra“, den Bischofssitz, auf dem selbiger residiert. In jeder Kirche gibt es einen Priestersitz.
„Selbst Kirchenleute bleiben von der Sitzeritis nicht verschont“, so Thomas Klumb weiter, „zum Beispiel der Kölner Kardinal Woelki. Er sitzt ganz schön in der Tinte, in der Patsche und in der Klemme und das alles gleichzeitig. Er meint fest im Sattel zu sitzen und das rührt daher, dass er auf hohem Ross sitzt. Das Kölner Domkapitel sitzt mit ihm in einem Boot, die Presse sitzt am längeren Hebel, der Diözesanrat sitzt auf dem Trockenen und der Papst sitzt zwischen allen Stühlen!“
Am Ende seiner Ansprache propagiert Thomas Klumb das aufrechte Stehen, das so etwas wie der Vorgeschmack auf das ewige Leben ist. Das ist verbunden mit Aufstehen oder besser „Auferstehen“. Schon zu Lebzeiten sollte man daher mit dem Aufstehen anfangen und üben: „Steht auf, wenn Ihr Christen seid!“
Diese Predigt hat „gesessen“.
Im Gottesdienst in der Pfarrkirche ergriff vor dem Segen Christiane Plaumann, Vorsitzende der KKG Geldern, das Wort, um sich bei Heiner Dresen für seine Verdienste um den gottesdienstlichen Karneval und darüber hinaus zu bedanken. Sie überreichte ihm den besonderen Orden der „Föderation europäischer Narren e.V.“
Abgerundet wurde der Gottesdienst mit einem heiteren und lebendigen Orgelstück mit dem Titel „My Beethoven“.